Mai/ Juni 1874: Geldnöte

Zwar hat Ludwig II. den Bau von „Wahnfried“ mit 25.000 Talern unterstützt, aber dennoch entwickeln sich die Kosten so rasant, dass die „Häufung der Ausgaben“ vor allem für Cosima Grund für zunehmende Sorge ist. Zwar findet Wagner die ständige Steigerung der Kosten „sehr unangenehm“ (26.05.). Aber er denkt hier sehr pragmatisch: Wenn er nur lange genug lebt, wird sich alles – auch für den Sohn Siegfried – fügen … es sei denn, er würde Konkurrenz von einem anderen Opernkomponisten bekommen und seine „Sachen“ würden nicht mehr aufgeführt – er hält das aber nicht für wahrscheinlich. – Während er sich beim Auspacken des „Glas-Services“ (05.06.) genauso freut wie am endlich fertiggestellten Saal, der „wirklich eingerichtet und schön“ ist, verstärkt sich bei Cosima die Befürchtung „dass wir ins Unglück fahren“ (24.06.). Gerne würde sie die Kosten für den „Hausstand“ reduzieren, aber „weil R. ihn so haben will“, sind ihr die Hände gebunden. – Am 27.05. hatte sie zudem eine Erklärung unterschrieben, dass Wagner ihr „zurückgelegtes Geld für die Zahlung des Hauses nach Belieben gebrauchen“ kann. – Kritik erlaubt sich Cosima nur indirekt: So, wenn sie sich darüber verwundert, dass sie, die bisher noch nie „Geldnöte gekannt“ habe, sich jetzt so große Sorgen mache, wohin gegen Wagner, der schon so oft „darunter gelitten“ hat, „niemals von Angst befallen sei“ (16.06.).