Für Cosima und Richard nimmt ihr Sohn Siegfried, Fidi genannt, die unbestrittene Favoritenrolle ein. Ihn hat Cosima als ersten Adressaten der Tagebücher vor Augen, für ihn notiert sie wie das „teure Antlitz seines Vaters strahlte, wenn er ihm zusah“. – Von „Angermann“ zurückkommend freut sich R. Fidis und sagt: „Gott, einen solchen Jungen zu haben, der mich Papa nennt und alles frägt; es ist zu schön!“ (24.10.). – Zur Freude genügt den Eltern schon „Fidis Blick“ – genauso wie „eine plötzliche Röte“ in seinem Gesicht schlimme Befürchtungen hervorruft.
Fidi hat das Privileg, als „kleiner Nachtkumpan“ hin und wieder in Cosimas Zimmer zu schlafen (20.12.); in einem „neuen Pelzanzug“, den Wagner für ihn entworfen hat, gehen beide spazieren.
Die privilegierte Lebenssituation, in der Siegfried aufwächst, sieht Wagner zwiespältig. Zum einen fürchtet er, Siegfried könne durch den Luxus, der ihn umgibt, Schaden nehmen, so dass es „besser für ihn“ wäre, wenn er und Cosima jetzt stürben (15.06.), zum anderen ist sich Wagner sicher, dass ihm selbst der Wohlstand nicht geschadet hätte (dann wohl auch seinem Sohn nicht).
Oft stellen sich die Eltern vor, wie Siegfried einmal leben und wie er damit umgehen wird, der Sohn dieser Eltern zu sein. Wagner gefällt die Vorstellung, dass Siegfried „nach dem unausbleiblichen Umhertreiben in der Welt“ nach Wahnfried zurück kommt und dort „alles wohl gepflegt vorfindet“, weil eine seiner unverheirateten Schwestern das Haus für ihn gehütet hat (15.06.).
Im Überschwang entwirft er für Siegfried ein „völliges Erziehungsschema“, dass er dem „Erziehungsminister Falk“ zur „Ausarbeitung“ übergeben will (07.12.). Der Minister soll einen Preis für den aussetzen, der das Konzept weiterentwickelt und notfalls will Wagner selbst die Kosten übernehmen.