„Schopenhauer wird nun aufgehängt“

(16.01.1875)

Von Lenbachs Schopenhauer-Portrait ist Cosima begeistert: „Ein wahres Wunder!“ – Sie entdeckt darin „viel Ähnichkeit mit R. : Kinn, Verhältnis von Kopf zum Gesicht (?), das eine Auge eingedrückt (?), das andere sehr auf, der wehmütig scharfe Blick …“ – Allerdings stellt die Suche nach dem richtigen Platz eine große Herausforderung dar. War es erst an der Wand neben der Saaltür angebracht, so entscheidet sich Wagner zwei Tage später gegen diese Platzierung, „weil es nicht zu Goethe, Schiller, Beethoven paßt“. Die Begründung: „Der Philosoph muss einsam sein“, das „Pathos der anderen übersetzt er in Besonnenheit“. – Später empört sich Wagner darüber, dass das Bild Beethovens durch Schopenhauer „in die Ecke gedrängt wurde“: „wer ließe sich mit ihm (=Beethoven) vergleichen, was gleicht einer Melodie, diesem unmittelbaren Geschenk des Himmels?“. – Im Saal am Rand der Rotunde scheint dann der ideale Platz gefunden zu sein (aber darüber notiert Cosima nichts).